Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben,
sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nutzen.

(Seneca, röm. Philosoph, 4-65 n.Chr.)

Kalender

01. Januar 2003
Neujahr

Viele Menschen nutzen den Beginn des neuen Jahres, um etwas in ihrem Leben zu ändern. Sie nehmen sich vor mehr Sport zu treiben, das Rauchen aufzugeben oder ab sofort nicht mehr ihre Frau zu schlagen. Sie lassen es sich auch nicht nehmen, jeden auf diese guten Vorsätze aufmerksam zu machen. Deshalb sind diese Menschen in den ersten den ersten Tagen des neuen Jahres nicht auszuhalten. Doch zum Glück sind die ehrenvollen Ziele bald wieder vergessen, der Aschenbecher wieder voll, die Frau grün und blau und alles ist wieder beim alten.


01. Januar 2003
Eröffnung der Griesgramschule

Bisher durfte sich jeder als Griesgram bezeichnen, der mal eben mies drauf war. Das war cool und man konnte sich wichtig machen. Damit ist jetzt Schluss! Ab sofort darf sich nur noch der als Griesgram bezeichnen, der das Examen an der Griesgramschule bestanden hat! In drei Lektionen kann jeder lernen, wie sich ein echter Griesgram verhält.


14. Februar 2003
Valentinstag

Inzwischen gehört es zur guten Sitte, an diesem Tag der oder dem Liebsten ein kleines Geschenk zu machen. Das freut die Beschenkten, vor allem aber die Industrie, die sich auf die Produktion von geschmacklosem Firlefanz spezialisiert hat. Denn nüchtern betrachtet würde wohl niemand jemals ein rosa Herziebärchen oder ähnlichen Ramsch kaufen.

Das wichtigste an diesem Tag ist jedoch, dass entweder beide daran denken oder beide diesen Tag vergessen. Wenn jedoch nur einer von beiden diesen Tag vergisst - und wir wissen alle, dass das meistens der Mann ist - dann kriselt es schnell in der Beziehung.

Hierbei kann man jedoch ein interessantes Phänomen bemerken. Die meisten Männer erinnern sich noch gut an das letzte Jahr. Sie haben im Februar den Valentinstag vergessen und mussten bis zum Juli auf der Couch schlafen. Die tyrannische Strafe vergessen sie in ihrem ganzen Leben nicht, dafür aber den nächsten Valentinstag. Die Erklärung ist so einfach wie einleuchtend: Der Valentinstag ist unwichtig!

Man kann an jedem Tag einander seine Liebe beweisen, der Valentinstag ist also nur ein Tag von vielen. Die einzigen, die auf diesen Tag angewiesen sind, sind die Hersteller von rosarotem Kitsch. Wenn Du also den Tag vergessen hast, sage Du hättest daran gedacht, würdest aber den kommerziellen Missbrauch der Liebe ablehnen. Wenn Du dann wieder bis zum Juli auf der Couch schläfst, weißt Du wenigstens, dass Du das für einen guten Zweck tust.


03. März 2003
Rosenmontag

Es gibt wohl kein besseres Datum für den Höhepunkt der Karnevalszeit als den 03.03.03. Was für eine Schnapszahl! Und dieses Datum ist einmalig, nie da gewesen und es wird sich niemals nicht wiederholen. Das haben alle Daten so an sich.

Ansonsten ist dieser Rosenmontag so wie alle Rosenmontage zuvor. Bunt angemalte Langweiler schaukeln durch die Innenstädte, frei nach der Devise „Heute wollen wir mal lustig sein - ab morgen sind wir wieder spießig.” So legen sie für einen kurzen Zeitraum all ihre Hemmungen und Berührungsängste ab und verschmelzen zu einer sturzbetrunkenen, grölenden, sich penetrierenden Menschenmasse.


20. März 2003
Krieg im Irak

Die Armee der USA darf wieder die Freiheit in einem Land verteidigen, das ihr Präsident George W. Bush nicht ohne Hilfe auf der Weltkarte finden würde. All die Versuche, eine friedliche Lösung scheitern zu lassen sind nun gelungen. Das Land heißt Irak und das Volk des Landes leidet seit 1979 unter der Terrorherrschaft des irakischen Diktators Saddam Hussein.

Schon seit Monaten heuchelte die amerikanische Regierung, sie wolle die Abrüstung im Irak erreichen. Diese hätte aber auch mit friedlichen Mitteln erreicht werden können. Doch um Abrüstung allein ging es George W. Bush offensichtlich nie. Keine der Kriegsparteien kann sich darauf berufen, für eine gute Sache zu kämpfen, beide Seiten dienen dem selben verabscheuungswürdigen System, dem System von Macht und Gewalt, das dem Stärkeren das Recht gewährt und den Willen der Welt mit Füßen tritt.


21. März 2003
Frühlingsanfang

Schon kommen die ersten Käfer und Insekten hervor und krabbeln und schwirren durch das Land. Viele wirken dabei orientierungslos, taumeln und stoßen nicht selten mit Menschen oder Mülltonnen zusammen. Grund dafür ist der Alkohol. Kaum sind die Glühweinstände des Weihnachtsmarktes abgebaut, öffnen schon die ersten Biergärten ihre Pforten. Und dort können sich die kleinen Krabbler unkontrolliert Zugang zu Bier und anderen Alkoholika verschaffen.

Viele von ihnen enden in folge ihrer Trunksucht als fieser Fleck an der Windschutzscheibe eines Autos oder verirren sich in die Augen von Inlineskatern und Radfahrern, andere ertrinken sogar direkt im Bierglas. So führen sie uns allen die Gefahren des Alkohols vor Augen.


19. April 2003
Karsamstag

Feurio, Feurio! Endlich darf man wieder Osterfeuer entzünden. Diese Tradition geht nicht auf den brennenden Dornbusch zurück, den Abraham als Gott erkannte, sondern auf die heidnischen Bräuche des Abendlandes. Mit Licht und Wärme wurde der Winter verbannt. Früher steckte man sich gerne mal einen Ketzer an, heutzutage verbrennt man Gartenabfälle, Autoreifen und Ölquellen.

Ein schöner Brauch, den woll'n wir pflegen,
und ein gepflegtes Feuer legen.


01. Mai 2003
Tag der Arbeit

Endlich wieder mal ein freier Tag und wenn das Wetter mitspielt, kann heute die Grillsaison eröffnet werden. Die Verbrennungen vom letzten Jahr sind fast verheilt, also geht es wieder frisch ans Werk mit 5 Steaks, einem Sack Holzkohle, einem Streichholz und zehn Litern Benzin.

Doch auch wenn es schön ist, dass wir am Tag der Arbeit frei haben, umgekehrt wäre es doch schöner. Viele würden an diesem Tag arbeiten, wenn dafür der Rest des Jahres frei wäre. Und logischer wäre es doch auch, wo es doch schon Tag der Arbeit heißt.


11. Mai 2003
Muttertag

Seit 80 Jahren ehren wir an einem Sonntag im Jahr unsere Mütter. Davor tat man das noch jeden Tag, aber seit die Zeiten hektischer geworden sind, konzentriert sich alle Ehre auf diesen einen Tag.

Doch eine Mutter geht oft leer aus: Mutter Erde. Während die anderen Mütter dieser Welt Pralinen, Blumen und geschmacklosen Kitsch bekommen, bleiben für Mutter Erde nur die Verpackungen und das Geschenkpapier. Macht ja nichts, diese Mutter ruft uns auch nicht an, um zu sagen wie enttäuscht sie ist.


17. Juni 2003
Fünfzigjähriges Jubiläum des großen DDR-Volksaufstands

Vor fünfzig Jahren erhoben sich die ostdeutschen Arbeiter gegen eine Erhöhung der Arbeitsnormen. Bald schon verlangte das gesamte Volk der DDR die Beendigung der Diktatur, freie Wahlen und die Wiedervereinigung Deutschlands. Der Aufstand wurde von sowjetischen Panzern blutig niedergeschlagen. Die DDR Regierung begann eine Hexenjagd gegen die Beteiligten, das Leben vieler Menschen wurde in diesen Tagen gnadenlos zerstört.

Heute ehren wir die Kämpfer von damals, indem Reden gehalten werden und Namen von Plätzen oder Straßen an diesen Tag erinnern. Doch 50 Jahre nach dem Aufstand, fast 13 Jahre nach der Wiedervereinigung Deutschlands auf dem Papier, zieht sich immer noch eine Grenze durch das Land.

Die Arbeitnehmer in den ostdeutschen Bundesländern müssen sich immer noch mit geringeren Gehältern zufrieden geben, auch wenn sie die gleichen Kosten zu bewältigen haben wie ihre Kollegen im Westen. In diesen Tagen streiken die Metallarbeiter im Osten für die 35 Stundenwoche. Im Westen ist das längst normal. Aber Politik und Wirtschaft verurteilen diese Bemühungen als wirtschaftlich nicht tragbar.

In einer Rede vor dem Bundestag rief Bundespräsident Rau dazu auf, sich den 17.Juni noch mehr bewusst zu machen und den Tag zu ehren. Doch diesen Tag kann man nicht mit Lippenbekenntnissen und Namensplaketten ehren. Solange die Teilung des Landes nicht überwunden ist, wird man den Opfern des 17. Juni nicht gerecht.


21. Juni 2003
Sommersonnenwende - drei Jahre Noxerium

Die kürzeste Nacht des Jahres leitet den Sieg der Dunkelheit ein. Ab heute werden die Tage wieder kürzer, gut so. Aber dieser Tag markiert noch einen anderen bedeutenden Wendepunkt.

Vor drei Jahren ging das Noxerium online, die Erfolge waren bahnbrechend: Fast 8 Milliarden Menschen haben das Reich der Nacht bereits besucht und für gut befunden. Das internationale Ansehen des Reiches ist ins Unermessliche gestiegen. Von nun an wird alles dunkel, die Zukunft sieht schwarz aus!


30. Juli 2003
Das Ende der Legende

Am 30. Juli dieses Jahres lief der letzte VW Käfer vom Band. Damit endete die Geschichte des am längsten produzierten Models der bisherigen Autogeschichte. Schon in den 30ger Jahren entwarf Ferdinand Porsche den sogenannten Volkswagen. Über 30 Millionen Käfer wurden in 70 Jahren Produktionsgeschichte verkauft.

Wie viele Deutsche haben in einem Käfer das Autofahren gelernt, wie viele Käferfahrer haben stundenlang an ihren kleinen Autos herumgeschraubt und ihr Gefährt mit viel Hingabe repartiert? In Zukunft werden die Autos von selbst fahren und schon bald braucht man den Kundendienst sogar, um das Auto aufzutanken. Reparaturen sind dem Normalsterblichen schon jetzt unmöglich, schöne neue Welt.


01. August 2003
Die Bahn lügt

Wir haben uns daran gewöhnt, dass die Deutsche Bahn ihre Kunden zum Narren hält. Die Züge fahren nach dem Zufallsprinzip, an den Informationsschaltern herrscht allgemeine Ratlosigkeit und für die teuren Fahrkarten braucht man einen Kredit.

Doch nun hat die Bahn AG den Bogen eindeutig überspannt. In ihrem Propagandablatt „mobil” wird in der Augustausgabe der TV-GAU Cherno Jobatey als (so wörtlich) „Muntermacher der Nation” vorgestellt. Jetzt reicht's! Ausgerechnet dieser profillose Langweiler, der jede Information zerredet, wird als Muntermacher bezeichnet? Was kommt als nächstes? Jack the Ripper - Frauenarzt der ersten Stunde? Die Sahara - Urlaubsparadies am Meer? Deutsche Bahn - Unternehmen Zukunft?

Bisher hat das Schmierblatt „mobil” stets eine wichtige Aufgabe erfüllt. Wenn wegen der vollen Züge am Wochenende wieder kein Platz frei war, konnte man sich die Zeitschrift im schmutzigen Gang auslegen und draufsetzen. Doch wer möchte solche Lügen unterm seinem Arsch?!


19. Oktober 2003
Mutter Teresa selig gesprochen

Wer kennt nicht das Gesicht der hutzligen albanischen Nonne, die sich in Indien für Arme, Kranke und Sterbende eingesetzt hat. Sie gründete den Orden „Missionare der Nächstenliebe” und erhielt 1979 den Friedensnobelpreis. Auch ihre Äußerung, sie sei Jesus und nicht der Kirche verpflichtet, konnte ihrer Popularität nicht schaden, nicht einmal in der Kirche.

Den weltweiten Respekt hat sie sich damit verdient, dass sie die Botschaft der Nächstenliebe nicht einfach nur gepredigt hat, sondern diese Botschaft bis zuletzt gelebt hat.


31. Oktober 2003
Halloween

In dieser Nacht kommen die Geister der Unterwelt auf die Erde, um die Lebenden hinab zu ziehen in das Reich der Toten. Wie das ist? Nun, die Reise in die Unterwelt muss man sich so vorstellen, wie eine Fahrt mit der Deutschen Bahn an einem Freitagnachmittag, wahlweise auch am Sonntagabend. Nur nicht so teuer.

Viele Menschen nutzen diesen besonderen Tag, sich zu verkleiden. Dabei werden schaurige Kostüme bevorzugt. Viele orientieren sich bei der Auswahl des Kostüms an bekannten Filmen.



23. November 2003
Totensonntag

König Friedrich Wilhelm III von Preußen ordnete 1816 an, den letzten Sonntag im Kirchenjahr als Feiertag zu begehen und der Toten zu gedenken. Wie passend, dass es ein Tag im November ist. An diesen meist trüben, nassen und kalten Tagen kann man sowieso nicht viel unternehmen. Da kann man dann also in Ruhe zu Hause sitzen, die gesammelten Todesanzeigen eines ganzen Jahres durchblättern und die Namen der Verstorbenen aus dem Telefonbuch streichen. Danke, König Fritz, ich werde auch an dich denken.


17. Dezember 2003
100 Jahre Motorflug

120 Jahre nach dem ersten dokumentierten Flug eines Menschen, begann eine neue Epoche der Luftfahrt. In Kitty Hawk, North Carolina, flog ein Mensch zum ersten Mal mit einem Motorflugzeug. Vorher nutzte man Ballons, die leichter waren als Luft oder Gleitflugzeuge um abzuheben.

Geradezu unglaublich mutet die Entwicklung der darauf folgenden Jahre an. Schon 1961 verlässt der erste Mensch die Schwerkraft des Planeten Erde. In nicht einmal 60 Jahren war es den Menschen gelungen, die Technik vom ersten Flugzeug bis zur Raumfahrt zu entwickeln. Doch trotz dieses ernstaunlichen Potenzials gelingt ist es den Menschen immer noch nicht, ein popliges Erdbeben vorherzusagen oder einander ausreichend Nahrung zu beschaffen. Oder wollen sie das einfach nur nicht?


24. Dezember 2003
Weihnachten

Wie schön ist doch das Fest der Liebe. Festlich geschmücktes Grün aus dem Wald steht in den Stuben, Kerzenschein dringt in die schneebedeckte Dunkelheit und ein kalter Windhauch sagt: „Sei froh, dass du mit deinem Arsch im Warmen hockst.”

So stellen sich viele Träumer das Weihnachtsfest vor, solange es noch weit entfernt ist. Doch je näher es rückt, desto größer wird der Stress, das Fest vorzubereiten. Hektisch drängeln sich die Menschen in den Innenstädten durch Schneematsch und Nieselregen. Spätestens zu Heilig Abend schmilzt der letzte Schnee weg oder es schneit so viel, dass man den Tag mit dem Schneeschieber in der Hand verbringt.

Auch die moderne Weihnachtsstube entspricht kaum den romantischen Wunschträumen. Das Tannengrün ist oft nicht mehr aus dem Wald sondern aus Kunststoff, anstelle von Kerzenschein flackert der Schein des Fernsehers auf die Straßen und viele Menschen fliehen in diesen Tagen gleich in die Südsee und lassen sich eine warme Brise um die speckigen Hüften wehen. Aber letztendlich kommt es doch nur darauf an, dass jeder diese Tage so nutzt, wie er es für richtig hält.

Frohes Fest!


31. Dezember 2003
Silvester

Wieder einmal ist es Zeit für liebgewonnene Silvestertraditionen. Im Fernsehen läuft „Dinner for one”, auf der Straße laufen Betrunkene und die Zeit läuft unerbittlich weiter. Manche wagen einen Ausblick aufs neue Jahr und fassen gute Vorsätze, andere schauen besonnen auf das vergangene Jahr zurück. Krieg und Terror, Wirtschaftskrise und Dieter Bohlen - es war ein hartes Jahr. Wie immer greifen wir uns an den dummen Kopf und fragen uns einmal mehr, wie all das passieren konnte. Doch die Tradition verlangt, nichts daraus zu lernen. Vielleicht sollten wir einmal den Vorsatz fassen, wenigstens mit dieser Tradition zu brechen.

Guten Rutsch!


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