Argwöhnisch wacht der Mensch über alles, was ihm gehört
nur die Zeit lässt er sich oft stehlen.
Wenn ein Jahr beschissen anfängt, kann es immer noch in einer Katastrophe enden. Sprechen wir also nicht weiter darüber und hoffen, dass wir es wenigstens überleben.
Die Faszination des Tages entgeht den meisten Menschen, manche scheinen seine Existenz sogar ganz verdrängen zu wollen. Was haben sich alle über das neue Jahr gefreut. Ein Schalttag ist viermal seltener, und doch ist er fast vergessen. Woran das liegt? Der Tag ist einfach nicht attraktiv genug. Er ist ein Zeichen der Unvollkommenheit. Würde sich die Erde im Jahr nur sechs Stunden schneller um die Sonne drehen, gäbe es diesen Tag gar nicht.
Außerdem verbindet man nicht genug positive Dinge mit einem Schalttag. Wer hat schon mal vom Schalttagmann gehört, der alle Kinder liebt? Oder gar vom Schalttaghasen, der kleine Überraschungen im Schneematsch versteckt? Eben! Der Tag liegt auch viel zu ungünstig. Selbst der Tag der Arbeit, der eine so furchtbare Sache wie die Arbeit verherrlicht, wurde besser angenommen. Da kann man entweder Grillen oder im lauen Mairegen spazieren gehen und die Karnickel beim koitieren beobachten.
Auch für die Wirtschaft ist der Tag uninteressant, sogar wenn die Kassen brummen würden wie zu Weihnachten. Denn man müsste erst einmal sein Image verbessern. Doch teuer für etwas zu werben, das nur alle vier Jahre passiert, so dumm sind höchstens Politiker. Die Wirtschaft bastelt sich lieber Pseudofeiertage wie Valentinstag, Muttertag oder Waschtag.
Aber hier im Noxerium hat man noch ein Herz. Hier ist der Schalttag ein Feiertag, solange es ihn noch gibt. Denn schon in Kürze, so nach ein paar Millionen Jahren, hat sich die Eigenrotation der Erde verlangsamt und der Tag ist einfach weg. Schade.
Der Tag nach dem Frühlingsanfang ist den Poeten gewidmet. Das sind Menschen, die ihr Leben an den Weltschmerz verschwenden oder in jedem Detail eine kleine Welt entdecken können. Es geht dabei um die anmutige Reflexion der Welt mit ausgewählten, treffenden Worten, das ist mehr als ein paar Verse zu reimen.
Ja ja, tatsächlich ist heute der Tag des Wassers. Das Element, das der Quell alles Lebens ist. Der menschliche Körper besteht zu 70 Prozent aus Wasser, bei den meisten scheint es dort zu sitzen, wo ein Gehirn sein sollte. Wir alle brauchen Wasser, wir sollten es sauber halten und ehren. Bier schmeckt trotzdem besser.
Trotz seiner zu kurzen und abrupt beendeten Karriere bleibt sein Name bekannt. Schon 5 Jahre nach seinem ersten Album ging er der Öffentlichkeit durch Tod verloren. Viele glauben, dass der Hype um ihn zu diesem Ende führte, andere sagen, der Druck der Medien und die bizarre Scheinwelt des Musikbusiness hätten ihn soweit gebracht. In Wirklichkeit war es eine Schusswaffe, die sein Leben beendete. Zu spät um einfach in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden und viel zu früh um alle Erwartungen erfüllt zu haben.
Wieder einmal eine Tat wider den Volksmund: „Wenn es am schönsten ist, soll man gehen.“ So erfährt man aber nie, ob es nicht noch schöner hätte werden können. Schade um Kurt, gedenke seiner.
Dieser Tag ist den Büchern gewidmet. Die Horte unseres Wissens, die Grundlage unserer Wissenschaft, die Dinger, die man unter wacklige Tischbeine stellen kann. Heute Feiertag für alle Menschen, die lesen können. Wie schön dass auch Minderheiten noch feiern dürfen.
Gleich 10 putzige neue Staaten haben es geschafft, in die EU aufgenommen zu werden. Nun dürfen auch sie ihre Abgeordneten in den Brüssler Bürokratie- und Bestechungssumpf entsenden und um Subventionen streiten. Da aber die meisten neuen Mitglieder an der Ostgrenze liegen, dürfen die neuen EU-Bürger erst einmal nicht in den Westen umziehen. Schließlich weiß jeder Deutsche, wie fatal eine Ost-West-Wanderung enden kann.
Nun sind die „neuen“ Bundesländer nicht mehr das östlichste Gebiet in der EU und die Ossis stehen nicht mehr alleine am Anfang der wirtschaftlichen Nahrungskette. Ein herber Rückschlag für das Projekt „Wir baun die Mauer wieder auf“.
Wieder stellen die „Volksvertreter“ ihre Kandidaten für das „höchste Amt“ im Staate auf. In einem komplizierten und anspruchsvollen „Auswahlverfahren“ wurden dann nach einigem Hin und Her zwei Kandidaten ausgeklüngelt. Der ... na, du weißt schon, dieser Mann und die Zählkandidatin der unterlegenen Koalition. Zum Glück können die Politiker die Sache mit dem Amt unter sich ausmachen, denn die Kandidaten sind nahezu unbekannt beim „Wähler“. Eine Direktwahl würde wahrscheinlich nur einen weiteren Beweis der allgemeinen „Politikverdrossenheit“ erbringen.
Einige ewig gestrige fordern dennoch, dass der Bundespräsident vom Volk gewählt werden soll. Das jedoch wäre ein Schritt in die falsche Richtung. Nachdem das Volk bereits abgeschafft und durch den „Steuerzahler“ ersetzt wurde, wird es nun Zeit, auch den „Wähler“ abzuschaffen. Die regelmäßigen Blamagen, die von manchen immer noch „Wahlen“ genannt werden, könnten viel effektiver mit zwei Würfeln und einem „Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Spiel“ erledigt werden. Das ginge schneller und wäre billiger und man könnte endlich aufhören, die „Wähler“ zu belügen, bevor man die Steuern erhöht.
„Ole, ole, ole, ole ...“ erschallt es aus hunderten biergenässten Kehlen und sobald die deutsche Stolpertruppe das erste Spiel ohne Blamage hinter sich gebracht hat, erheben die ersten ihre Stimmen für ein: „Finale - oho! Finale Ohohoho"“ und singen bis zum Ausscheiden in der Vorrunde. Der Depression folgt neue Begeisterung, als Otto Rehagel seine griechische Mannschaft zum Meistertitel führt.
Als das Noxerium vor vier Jahren online ging, hätte wohl nie jemand damit gerechnet, welche Ausmaße diese Seite annehmen würde. Inzwischen gibt es sogar eine CD zur Homepage, eine eigene Sekte steht in den Startlöchern und wer den Titel „Griesgram“ erwerben möchte, kommt am Noxerium nicht vorbei.
Wie sehr könnte das Reich der Nacht unsere Kulturlandschaft bereichern, wenn nicht nur die Redaktion von dieser Seite wüsste. Doch dies ist kein Tag Trübsal zu blasen, dies ist ein Tag ein Feuer zu entfachen und mit dem Spielmannsgnomen aufzuspielen und mit den Saufgnomen zu trinken. Auf das Reich der Nacht!
Obwohl Östereich und Ungarn noch anfang des Jahrhunderts ein Staat waren, standen sie sich im kalten Krieg als Kontrahenten gegenüber. Die Grenze zwischen beiden Ländern war Teil des eisernen Vorhangs, der den Westen vom Ostblock trennte. Für ein friedliches Miteinander in Europa opferten sie im August 1989 ihre Grenze und schufen so die Lücke, durch die in den folgenden Monaten fast alle 16 Millionen DDR Bürger in den Westen entkamen. Das war der Anfang vom Ende, der Impuls zur Wende.
Heute jährt sich der Angriff auf Polen zum fünfundsechzigsten Mal und vieles hat sich inzwischen zum Guten gewendet. Das Naziregime ist tot, die Trümmer des Krieges wieder aufgebaut, das Konzept der europäischen Einigung wurde neu überarbeitet und findet nicht mehr nur unter deutscher Leitung statt.
An diesem Tag gedenken wir einmal mehr der Opfer eines menschenverachtenden Krieges. Ihnen zur Ehre sollte man das Ringen um Frieden einmal mehr bestärken, denn solange es noch Krieg gibt, solange noch Menschen wegen ihrer Rasse oder Ansichten verfolgt werden, solange hat die Menschheit die Lektion der grausamen Lehrstunde Zweiter Weltkrieg nicht verstanden.
Die Nacht des Grauens bietet endlich wieder gut organisierten Horror und gefahrlose Anarchie. Nach einem Jahr des unvorhersehbaren Grauens eine wirkliche Wohltat für unsere gestressten Nerven.
Und was mussten wir nicht alles erleiden: C-Klasse Promis ermitteln im Jungle, wer am peinlichsten ist, Deutschland beendet nach der Vorrunde die Fußball-EM, Politiker quälen das Volk mit schlechten Nachrichten, die drohende Insolvenz des Staates zwingt zu Sparmaßnamen mit Hartz 4 und das schlimmste von allem: Bier soll teurer werden!
In dieser Nacht nun endlich kann man die Angst selbst erschrecken. Zeigen wir dem täglichen Grauen der Realität die kalte Schulter!
Seit dem 13. August 1961 bewahrte der „Antifaschistische Schutzwall“ die DDR davor, all ihre Bürger an den Westen zu verlieren und die DDR-Bürger wurden vor der verkommenen Westkultur, weiten Urlaubsreisen und Meinungsfreiheit beschützt. Trotzdem waren die Bürger unzufrieden und dies taten sie lauthals an jedem Montag kund. So brach schließlich der Bann und seitdem haben mehrere Millionen Ossis ihre hoffnungslose Heimat verlassen.
Schließlich erreichten die Deutschen die Wiedervereinigung. In den folgenden Jahren machte die Regierung Kohl alles falsch, was man falsch machen konnte. Die Regierung Schröder machte danach vorsichtshalber gar nichts mehr. Und weil nach 15 Jahren immer noch keine Hoffnung für den Osten besteht, gingen die Leute abermals auf die Straße. Doch welche Mauer hätten sich noch öffnen können, um den Weg aus der Unzufriedenheit freizugeben? Vielleicht die Palastmauern der Wirtschaftsfeudalisten? Friede den Hütten!
Für alle, die sich bereits zum Sterben hingelegt haben ist heute ein besonderer Tag. Doch anstatt es noch mal ordentlich krachen zu lassen, bleiben sie liegen und machen weiterhin gar nichts. Es spricht ja nichts gegen ein wenig Lethargie, aber so phlegmatisch zu sein ist doch nun wirklich übertrieben.
In diesem Jahr ist Weihnachten eigentlich ein Betrug. Der Heilige Abend fällt auf einen Freitag und die Feiertage auf das Wochenende. Dabei wäre es doch so wichtig, dass wir alle mal wieder mehr Zeit haben. Für uns, für die Familie, für die vielen unbeantworteten Fragen der Welt.
Was schenkt man einem Grabscher zu Weihnachten? Warum ist nichts schneller als das Licht? Haben die Seelen von Seelenverwandten gemeinsame Vorfahren? Wer hat die Römerbriefe ins russische übersetzte und ist er Schuld daran, dass Russisch Brot die Form von latainischen Lettern hat?
Vielleicht findet ja doch jemand die Zeit, über diese und andere Geheimnisse nachzudenken.
Nun können wir zurückschauen und darüber nachdenken, womit uns das Jahr 2004 im Gedächtsnis bleiben wird. Wird es als das Jahr der Wiederwahl Bushs in die Geschichte eingehen? Oder als das Jahr der EU-Erweiterung, der Montagsdemos, des Terrors in Spanien und in Russland? Bleiben uns vielleicht auch die peinlichen Sendungen in Erinnerung, die uns arbeitslose Schlagzeilenhuren genannt "Promis" im Jungle oder auf einer Alm präsentieren?
Was auch immer wir in Zukunft mit diesem Jahr verbinden werden, nun ist es vorbei.
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